© by Martin Grießhaber, Berghofstr. 14, 78144 Schramberg Tennenbronn
Der Taufstein
Der Taufstein ist aus massivem Buntsandstein gefertigt. Er hat eine
achteckige Grundform. Sein Aussehen erinnert an einen Kelch. Damit
wird die enge theologische Verbindung der beiden Sakramente Taufe und
Abendmahl zum Ausdruck gebracht. Beide geben Anteil an Gottes
Vergebung und eröffnen die Teilhabe an Gottes ewigem Reich.
Der Taufstein selbst ernthält keine Vertiefung. Das Taufwasser wird mit
einer silbernen Kanne in eine Taufschale gegossen.
Der Altarraum
Taufstein, Altar und Kanzel bilden im Altarraum der evangelischen Kirche
von Tennenbronn eine unauflösliche Einheit. Die drei Sakralgegenstände
spiegeln die Dreifaltigkeit Gottes, die uns in der Wirkung des heiligen
Geistes bei der Taufe, in der zeichenhaften Vergebungdes Vaters im
Abendmahl und in der heilbringenden Verkündigung der Botschaft des
Sohnes Jesus Christus durch die Schriftlesung und die Predigt offenbar
wird.
Der Altar
Der Altar mit seinen reichen holzgeschnitzten Verzierungen stellt neben
dem Altarfenster die größte Kunsthistorische Besonderheit der Kirche
dar. Sowohl die Form, die dem Liturgen bzw. der Liturgin einen erhöhten
Platz zwischen den beiden vorgezogenen Brüstungen rechts und links
zuweist, als
auch die
Darstellung des
Gotteslammes auf der Frontseite des Altars sind einzigartig.
Die Kanzel
Die Kanzel der Kirche enthält ähnliche Seitenstreben, wie die Außenfasade.
Auch hier erinnern Merkmale einer mittelalterlichen Stadt an das
himmlische Jerusalem, das der Seher Johannes vom Himmel auf die Erde
herab schweben sieht. Der Kranz unterhalb der Standfläche des Predigers
besteht aus vielen kleinen Fensterbögen, die nach unten offen sind. Diese
Verzierungen und die relativ schmale tragende Säule lassen die Kanzel
grazil und leicht erscheinen. Der steinerne Sockel der Mittelsäule ist
zunächst viereckig und geht dann in eine achteckige Form über. Auch hier
ist die Säule das Symbol für die Verbindung zwischen Himmel und Erde.
Von der erhöhten Stelle der Kanzel aus soll das Wort von der Auferstehung
und dem ewigen Leben hinunter zu den Zuhörern gelangen.
Betritt man das Innere der Kirche, verliert das Gebäude schlagartig den
Eindruck der Schwere und Wuchtigkeit. Über Kirchenschiff und Empore
wölbt sich eine spitz zulaufende holzgetäfelte Decke, abgestützt durch
Säulen und Rundbögen. Der Altarraum wird mit einem scheinbar
schwerelosen Gewölbe überspannt. In der Mitte befindet sich in der
Vierung der eisernen Streben eine aus Messing gefertigte Krone. Sie ist
mit blumen und Früchten verziert, die als Sinnbilder der Ernte dienen.
Ursprünglich hing unter der Krone ein aufwendig verzierter Kronleuchter,
auf dem bei Abendveranstaltungen und im Winter sechs
Petroleumlampen für die nötige Helligkeit sorgten. Mit einer Winde, die
sich auf dem Dachboden befindet, konnte der Leuchter herab gesenkt
werden, um die Lampen zu entzünden. Noch heute ist diese Seilwinde im
Betrieb, um daran den Adventskranz aufzuhängen. Mit dem Siegeszug
der Elektrizität hatten die Petroleumlampen ausgedient und der ganze
Leuchter wurde entfernt.
Übrigens:
Die ersten Altar- und Kanzeldecken stammten von ihrer Hoheit, der
Großherzogin Luise von Baden, Prinzessin von Preußen. Sie wurden in der
Kunststickerei des Badischen Frauenvereins gefertigt.
Das ursprüngliche Aussehen des
Altarraumes
Entlang der Mauer des Altarraums verlief ursprünglich eine Bank mit
Brüstung, in der die Ältesten der Kirchengemeinde und die politischen
Gemeinderäte samt Bürgermeister während des Gottesdienstes Platz
nahmen. Bisweilen gab es Rangstreitigkeiten darüber, wem der Ehrenplatz
am rechten Bankende am ehesten zustehe: dem Bürgermeister von
Evangelisch Tennenbronn Christian Weisser („d’ Ichbexander“) oder dem
Vorsitzenden des Kirchengemeinderats. Um ein ganzes Ochsengespann
wetteten die beiden Kontrahenten, dass ihnen jeweils das Vorrecht
zugesprochen werde. Den Rechtsstreit gewann der kirchliche
Würdenträger. So hatte der Bürgermeister neben der Demütigung auch
den Verlust eines Ochsengespanns hinzunehmen. Bei
Renovierungsmaßnahmen nach dem 2. Weltkrieg wurde die Ältestenbank
entfernt. Der Kirchengemeinderat hat seit dieser Zeit seinen Platz in der
ersten Bank des Seitenschiffs.
Während der beiden Weltkriege wurde der gefallenen Soldaten aus der
Kirchengemeinde durch hölzerne Namenstäfelchen gedacht, die im
Altarraum auf die Nachricht ihres Todes hin angebracht wurden. Seit dem
jeweiligen Ende der Kampfhandlungen wird der Verstorbenen auf
gemeinsamen Tafeln an der rechten Seitenwand gedacht.
Das älteste erhaltene Foto vom Altarraum zeigt, dass die Wände
ursprünglich farblich gestaltet waren. Aufgemaltes Mauerwerk,
abgeschlossen durch einen Sockelfries in Brusthöhe zierten alle drei Seiten
hinter dem Altar. Rechts und links von der Weihnachtsdarstellung im
Chorfenster befanden sich zusätzlich drei Spruchbänder. Über dem
Taufstein stand:
Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubet,
der wird verdammt werden (MK16,16)
Über der Tür zur Sakristei stand zu lesen::
Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und
wer an mich glaubet, den wird nimmermehr dürsten.
Ursprünglich hing unter der Krone ein aufwendig verzierter Kronleuchter,
auf dem bei Abendveranstaltungen und im Winter sechs Petroleumlampen
für die nötige Helligkeit sorgten. Mit einer Winde, die sich auf dem
Dachboden befindet, konnte der Leuchter herab gesenkt werden, um die
Lampen zu entzünden. Noch heute dient diese Seilwinde, um daran den
Adventskranz aufzuhängen. Mit dem Siegeszug der Elektrizität hatten die
Petroleumlampen ausgedient und der ganze Leuchter wurde entfernt.
Texte: Bernhard Wielandt
Bilder: Martin Grießhaber
Weiter Informationen finden Sie in der Jubiläums-
schrift der evangelischen Kirchengemeinde:
100 Jahre evangelische Kirche Tennenbronn