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© by Martin Grießhaber, Berghofstr. 14, 78144 Schramberg Tennenbronn
Die Kirchturmuhr
Die Turmuhr von 1903 bestand aus der hellgrün gestrichenen Uhr mit Kontrollzifferblatt. Die
Zeiger wurden von der nach oben gerichteten Stange angetrieben. Rechts und links neben der Uhr
sind die Räderwerke für den Viertelstundenschlag und den Stundenschlag angeordnet, die durch
Seilzüge mit den Glocken verbunden waren. Alle drei Einheiten hatten einen eigenen Antrieb durch
Gewichte, die an Seilen einige Meter nach unten in die Turmstube hingen. Die Gewichte mussten in
regelmäßigen Abständen nach oben gedreht werden, sonst blieb die Uhr stehen.
Die Turmuhr von 1903 wurde 1969 von einer elektrisch
angetriebenen Uhr ersetzt. Die Uhrenzeiger und das
Schlagwerk werden jetzt ebenfalls von Elektromotoren
angetrieben, so dass die räumliche Nähe von Turmuhr und
Glockenstuhl nicht mehr erforderlich ist, und die Uhr in der
Sakristei ihren Platz fand.
Bei der Uhr von 1969 handelt es sich um eine schlichte
Pendeluhr. Unterhalb des Kontrollzifferblattes befindet sich
ein Schaltring, über den die Betglocke direkt angesteuert
wird. Das Schlagwerk wird ebenfalls über den Schaltring, mit
Hilfe des elekromechanischen Schaltwerks unterhalb des
Pendels gesteuert.
Bei dieser Uhr werden noch über Schaltnocken elektrische
Kontakte geschlossen, über die dann Schlagwerk und Uhr
angesteuert werden. Diese Technik ist wesentlich weniger
wartungs-intensiv und störanfällig, als die Uhr von 1903.
Seit eh und je ist der Mensch auf der Suche nach einer korrekten Zeitangabe. Mit der Erfindung der
Räderuhr im 13. Jahrhundert wurde dazu ein wichtiger Schritt gemacht. Die ersten Turmuhren
wurden 1344 in Padua und 1358 in Regensburg montiert. Diese, aus handgeschmiedeten
Zahnrädern bestehenden Uhren liefen anfangs noch sehr ungenau. Abweichungen bis zu einer
Stunde waren nicht ungewöhnlich. Sie hatten deshalb lediglich ein Schlagwerk oder einen
Stundenzeiger. Erst mit der Erfindung des Pendels durch den holländischen Mathematiker
Christiaan Huygens (1656/57) begann das eigentliche „Sekundenzeitalter“. Jetzt bekamen die Uhren
auch den Minutenzeiger, und im 18. Jahrhundert sollte der Sekundenzeiger dazukommen. Der
Fortschritt in der Zeitmessung war damals nur durch bessere und exaktere Zahnräder und
mechanische Fertigungsverfahren zu erzielen. Turmuhren blieben aber bis ins 20. Jahrhundert
kleine feinmechanische Meisterwerke, die in Einzelanfertigung oder kleinen Serien hergestellt
wurden.
Die Turmuhren der evangelischen Kirche waren seit jeher Eigentum der politischen Gemeinde. Die
Uhren stammten von der Schonacher Uhrenbaufirma Schneider und Söhne. Das unten abgebildete
Uhrwerk aus dem Jahr 1903 hat den Kirchturm verlassen und kann im Tennenbronner Heimathaus
besichtigt werden.
Inzwischen wurde auch die Uhr von
1963 ausgemustert. Sie wurde durch
eine recht schmucklose elektonische
funkgesteuerte Uhr ersetzt.
Übrigens:
In einem Urteil des Amtsgerichts in Triberg vom 31.05.1902 wird die politische Gemeinde von
Evangelisch Tennenbronn zum Bau des Kirchturms verpflichtet. Der Kirchengemeinderat
beruft daraufhin eine Gemeindeversammlung ein. Sie fasst den Beschluss, die politische
Gemeinde von allen praktischen Bau- und Unterhaltspflichten zu entbinden und ihren
finanziellen Beitrag zur Errichtung des Kirchturms als freiwillige Gabe zu betrachten.