© by Martin Grießhaber, Berghofstr. 14, 78144 Schramberg Tennenbronn
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Überblick
Die evangelische Kirche in Tennenbronn steht auf einem kleinen Hügel am Ortseingang von
Tennenbronn. Der Hügel soll ursprünglich als heidnische Kultstätte war und später als Gerichts-
und Versammlungsort (Allmende) gedient haben. Um das Jahr 1177 bauten Mönche aus St.
Georgen auf diesem Hügel eine kleine hölzerne Kapelle. Die erste steinerne Kirche wird im Jahr
1453 an gleicher Stelle erbaut.
Nachem die alte Kirche beim Dorfbrand im Jahr 1901 zerstört wurde, began der Bau der neuen
Kirche am 14. 07. 1902. Sie war für 480 Personen konzipiert und sollte 76000 Mark kosten. Die
Kirche wurde am 4. 10. 1903 feierlich eingeweiht. Seither prägt das aus einheimischen
Sandsteinen hergestellte Gebäude das Ortsbild von Tennenbronn.
Die evangelische Kirche in Tennenbronn ist - wie um das Jahr 1900 üblich - im neugotischen Stil
erbaut. Darin ist das Stilmerkmal der Gotik aufgenommen, dass die Mauern durch außen
angebrachte Seitenstreben abgestützt sind. Sie tragen die Stützlast des Daches. Damit wird eine
scheinbar schwerelose Deckenkonstruktion im Innern des Gebäudes erzielt. Bediente sich die
Gotik kunstvoller und statisch ausgefeilter Seitenstreben, wirken die äußeren Mauern der
neugotischen Kirchen dagegen eher wuchtig. Sie gleichen den Wehranlagen mittelalterlicher
Burgen und Städte.
Dem Anliegen, die Tennenbronner Kirche als Abbild einer himmlischen Stadt zu gestalten,
entsprechen neben den verzierten Stützmauern auch die ebenmäßig verteilten hohen Fenster,
spitz zulaufend, in Knospenform oder als Rosette. Der Glockenturm ist wie ein imposantes
Stadttor gestaltet. Durch die beiden Torbögen in westlicher und nördlicher Richtung gelangt man
in eine Art Torhalle, durch die hindurch man das Innere des Gebäudes betritt.
Obwohl der Innenraum der Kirche durch ein einseitiges Querschiff geprägt ist, erweckt die äußere
Fassade durch den Turm und den integrierten Treppenaufgang den Anschein, dass die Kirche
einen annähernd quadratischen Grundriss besitzt. Nach Offb 2116 hat das himmlische Jerusalem
ein gleichseitiges Fundament. Nur der ausgewölbte Altarraum und die angebaute Sakristei stören
dieses Ebenmaß. Die Ausrichtung der Kirche nach Osten wird schon von außen deutlich.
Den Giebel des Kirchenschiffes ziert eine etwa mannshohe Statue von Jesus Christus. Er steht im
Torbogen eines angedeuteten Gebäudes und breitet die Arme aus. Die Statue stammt von einem
Bildhauer aus Rottweil mit Namen Bury. Der Künstler nannte sein Werk: „Segnender Christus“.
Alle Gläubigen gehen seit 100 Jahren unter dem Segen Christi ein und aus.
Auf der Spitze des Turms erinnert das Kreuz an den qualvollen Tod, den Jesus zu unserer Erlösung
auf sich genommen hat. Ein Wetterhahn dreht sich darüber nach dem Wind. Er ist ein Zeichen für
den Verrat der Jünger, durch den Jesu Tod geprägt ist. Sogar Petrus hatte seinen Herrn dreimal
verleugnet, bevor am Beginn des Karfreitags der Hahn zweimal gekräht hatte (Mk 1466-72). Türme
sind seit jeher Zeichen der Macht. Die Verbindung von Kirchturm und Kreuz demonstriert die
Macht Gottes, die gerade in seiner Niedrigkeit sichtbar wurde.
Die Kirchturmspitze …
… ziert unter Wetterhahn und Kreuz eine Kugel aus Kupferblech, die an den Reichsapfel eines
Kaisers erinnert. Im Hohlraum dieser Kugel befinden sich eine Agende, ein Gesangbuch, ein
Katechismus und eine Darstellung der biblischen Geschichte. Neben der Urkunde, die im
Grundstein rechts neben dem Eingang eingemauert ist, sind also noch weitere Schriftstücke in der
Kirche verewigt worden. Die Symbolik dieser beiden Aufbewahrungsorte ist beachtenswert: Die
weltlichen Informationen über den Kirchbau befinden sich in Bodennähe – die Inhalte der
kirchlichen Verkündigung in der Kuppel des Gebäudes.
Die Bücher sind jeweils mit Blechkapseln vor der Feuchtigkeit geschützt. Die Herstellung der
Blechschatullen kostete damals 1,60 Mark. Den Zimmerleuten, die den Turm aufgerichtet haben,
wurde ebenfalls wie den sechs Arbeitern, die das Kreuz auf der Spitze befestigten, jeweils 1 Mark
Sonderprämie für ihre gefährliche Arbeit bewilligt.
Als in den 50er Jahren der alte Wetterhahn abgerostet war, wurde von den Familien Röck und
Grießhaber ein neuer Hahn aus eloxiertem Aluminium hergestellt, der im linken Bild von Johann
Georg Grießhaber gezeigt wird. In einer halsbrecherischen Aktion kletterte ein junger Mann aus
Sulgen, notdürftig über ein Seil gesichert, auf die Kirchturmspitze. Er entfernte die Überreste des
alten Wetterhahns und montierte den neuen, was in den rechten beiden Bildern gezeigt wird.
Herzlich Willkommen
Texte: Bernhard Wielandt
Bilder: Martin Grießhaber
Weiter Informationen finden Sie in der Jubiläumsschrift
der evangelischen Kirchengemeinde
100 Jahre evangelische Kirche Tennenbronn